Guzen to Sozo

Die Vervielfachung und Spiegelung weiblicher Charaktere war früher schon Thema in Hamaguchis Œuvre und ist es auch in seinem neuesten Film. Waren die Vorgänger Happy Hour und Asako I & II literarisch gesprochen eher Romane, so könnte man Guzen to sozo als Sammlung von Kurzgeschichten bezeichnen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch den Erzählrhythmus: Die drei Episoden, die jeweils um eine Frauenfigur kreisen, sind wiederum in drei Akte gegliedert.
Es geht dabei um eine unerwartete amouröse Dreieckskonstellation, eine versuchte Verführung, die gleichzeitig eine Falle ist, und eine Begegnung, die durch ein Missverständnis zustande kommt. Der organische Erzählfluss bleibt trotz der Fragmentierung erhalten, er wird sogar noch betont. Ebenso die Inszenierung: Obwohl die Handlung zum größten Teil in einem einzigen Raum spielt und immer nur zwei Akteure beteiligt sind, erscheint der Film nie wie ein Kammerspiel. Das liegt nicht nur am Dialog, sondern auch an der komplexen Zeitstruktur, die im Schlussteil beinahe Science-Fiction wird. Die Momente, die wir miterleben, werden zu anrührenden universalen Schicksalen verbunden, die von Entscheidungen, Reue, Täuschungen und Zufällen geprägt und die eigentlichen Protagonisten des Films sind.

Details

  • Länge

    121 min
  • Land

    Japan
  • Vorführungsjahr

    2021
  • Herstellungsjahr

    2021
  • Regie

    Ryusuke Hamaguchi
  • Mitwirkende

    Kotone Furukawa, Kiyohiko Shibukawa, Fusako Mori, Aoba Kawai, Ayumu Nakajima, Shouma Kai, Hyunri, Fusako Urabe
  • Produktionsfirma

    NEOPA Inc., Fictive
  • Berlinale Sektion

    Wettbewerb
  • Berlinale Kategorie

    Spielfilm

Biografie Ryusuke Hamaguchi

Nach einem Studium an der Universität Tokio arbeitete Hamaguchi einige Jahre in der Filmindustrie, bevor er an der Universität der Künste in Tokio ein Filmstudium absolvierte. Sein Abschlussfilm, Passion, wurde 2008 beim San Sebastian Film Festival gezeigt. Das 317-Minuten-Opus Happy Hour wurde beim Locarno Film Festival uraufgeführt und anschließend auf zahlreichen Festivals gezeigt und ausgezeichnet. Asako I & II war 2018 im Wettbewerb von Cannes zu sehen. Hamaguchi schrieb das Drehbuch zu Kiyoshi Kurosawas Wife of a Spy, der 2020 in Venedig mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet wurde.

Filmografie Ryusuke Hamaguchi

2008 Passion | 2009 I Love Thee for Good | 2010 The Depths | 2011 Sound of Waves | 2012 Intimacies | 2013 Touching the Skin of Eeriness | 2013 Storytellers | 2013 Voice of the Waves Kisenuma | 2013 Voices of the Waves Shinchi Town | 2015 Happy Hour | 2016 Heaven is Still Far Away | 2018 Asako I & II