Hazman havarod

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1985 gibt es in Israel drei bekennende Homosexuelle. 1998 sind es 3.000. Während dieser kurzen, intensiven und dramatischen Periode erlebt Israel die schnellste und farbenreichste Revolution des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Keine blutige Revolution, sondern ein seltenes Zusammengehen von Akademikerinnen, Prostituierten, Transsexuellen, Sängerinnen, Friseuren und Offizieren der Armee, markiert von persönlichen Tragödien, Hoffnungen, Hürden, Rückschlägen und plötzlichen Durchbrüchen. Der Regisseur Yair Quedar, ehemals Soldat und dann selbst Teil der Bewegung, hat die Revolution in seiner Zeitung »The Pink Times« begleitet. Unter Verwendung von seltenem Archivmaterial, persönlichen Erzählungen, berührenden Szenen und Tagebuchaufzeichnungen erzählt der Film die noch unerzählte Geschichte der LGBT-Revolution in Israel.
Noch 1988 war Homosexualität in Israel ein Straftatbestand, nur wenige Homosexuelle lebten ihre Sexualität offen aus. Schwule und lesbische Selbstäußerungen in Medien und Künsten unterlagen der Zensur. Schwule wurde aus der Armee, der Polizei und anderen öffentlichen Institutionen ausgeschlossen, ohne die Möglichkeit zu einer Rechtsbeschwerde zu haben. Polizeiliche Gewalt gegen Schwule und Transsexuelle war an der Tagesordnung und wurde strafrechtlich nicht verfolgt. Zehn Jahre später, 1998, lebten schon etwa 3.000 Schwule und Lesben ihre Homosexualität, eine transsexuelle Sängerin (Dana International) vertrat Israel beim Eurovision Song Contest, beliebte Fernsehserien besaßen glückliche schwule Hauptfiguren, und den Streitkräften wie auch staatlichen Stellen war es offiziell verboten, Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung zu diskriminieren. Zigtausende – Juden und Araber, Junge und Alte, Schwule und Lesben, Religiöse und Atheisten, Transvestiten, Drag Queens, Prostituierte, Professoren, Soldaten und Polizisten –, sie alle marschierten in den „Pride Parades“ mit.
Heute ist die schwul-lesbische Community in Israel eine der am besten gedeihenden in der westlichen Welt. Seitdem sie auch von zivilen, militärischen und staatlichen Einrichtungen an herausgehobenen Stellen repräsentiert werden, stehen viele Schwule und Lesben in der vordersten Linie der israelischen Zivilgesellschaft. Was aber hat die „rosa Community“ in Israel so erfolgreich werden lassen – in einer Gesellschaft, mit der man eher Konflikte und Rassismus verbindet?
Der Film von Yair Qedar erzählt die Geschichte der „rosa Revolution“ aus dem Blickwinkel des Jahres 2009, zehn Jahre nach ihrem Erfolg. Er tut dies unter Verwendung von selten gezeigtem Archivmaterial und durch Interviews mit wichtigen Zeitzeugen.

Details

  • Länge

    71 min
  • Land

    Israel
  • Vorführungsjahr

    2010
  • Herstellungsjahr

    2009
  • Regie

    Yair Qedar
  • Mitwirkende

  • Produktionsfirma

    Norma Productions Ltd.
  • Berlinale Sektion

    Panorama
  • Berlinale Kategorie

    Dokumentarfilm

Biografie Yair Qedar

Yair Qedar, Geboren 1969 in Israel. Dort tätig als Dokumentarfilmer und engagierter Journalist. Rief diverse Medienprojekte ins Leben, war Gründungsredakteur der „HaZman Havarod“ (Pink Time), der ersten israelischen Zeitung für Schwule, Lesben und Transsexuelle. Redakteur der Anthologie „Beyond Sexuality“ und Gründer des Magazins „Tal Tarbut“ (Subculture). Veröffentlicht in diversen Publikationen. Arbeitet zurzeit an einem Film über die Dichterin Leah Goldberg.

Filmografie Yair Qedar

1996 Don't Cry For Me Edinburgh | 2010 Mom and Dad, I Have Something to Tell You | 2011 The 5 Houses of Lea Goldberg | 2012 The Seven Tapes | 2014 Bialik: King of the Jews | 2015 HaMeorer | 2015 Zelda: Eisha Pshuta | 2016 Yona | 2016 Neelamot | 2016 Lilian. Meshoreret | 2017 Bebe