Wu Sheng Feng Ling

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Die jungen Männer Pascal und Ricky sind Fremde in Hong Kong. Während der Schweizer Pascal sich mit Straßentheater und Kleinkriminalität über Wasser hält, hilft der aus Peking stammende Ricky zuverlässig in einem einfachen Restaurant aus. Schicksalhaft kreuzen sich die Wege der beiden, Hals über Kopf verlieben sie sich und wagen ein gemeinsames Leben. Doch schon bald müssen Pascal und Ricky um ihre Liebe kämpfen – der flatterhafte Pascal fordert dem zarten Ricky viel ab. Noch Jahre später macht sich Ricky auf die Suche nach seiner plötzlich verunglückten Liebe und trifft nicht weit von Luzern auf einen jungen Mann, der Pascal rein äußerlich zum Verwechseln ähnlich sieht. Einem Windspiel gleich setzt sich das Geheimnis dieser poetischen Liebesgeschichte aus flüchtigen Erinnerungspassagen zusammen. Archaische Bilder einer kargen Schweiz mit schroffem Fels und deftiger Wirtshauskultur spiegeln nicht nur die Einsamkeit und den Schmerz des sehnsüchtigen Helden Ricky, sie stehen auch im Kontrast zum quirligen und bunten Leben in Hong Kong, wo das Liebespaar über seine kulturellen Grenzen hinweg Momente tiefen Glücks erlebte.
 
Die Toten gehen lassen
Die Chinesen glauben, dass die Seele eines Verstorbenen nach sieben Tagen wiederkehrt. Der Verstorbene erhält dann eine Suppe, die seine Erinnerungen auslöschen und ihn so auf die Wiedergeburt vorbereiten soll. Danach beginnt die Seele ein neues Leben.
2003 sind drei Menschen in der Schweiz gestorben, die mir viel bedeutet haben: die Eltern meines Lebenspartners und mein bester Freund, der Selbstmord begangen hat. Nach all den Tränen und Beerdigungen wache ich immer noch auf und möchte sie anrufen, möchte mit ihnen sprechen und sie besuchen. Aber mein Bewusstsein weiß, dass sie längst gestorben sind. Das Gefühl, rational zu wissen, aber emotional noch nicht zu begreifen, dass ein geliebter Mensch gegangen ist, hat diesen Film stark beeinflusst. Ich glaube auch, dass vielen Menschen dieses Gefühl nur allzu bekannt ist. Wie lange dauert es, bis man begreift und akzeptiert, dass ein geliebter Mensch gestorben ist?
WU SHENG FENG LING ist ein Film über den Prozess des Gehenlassens, und zugleich ist es auch ein Film über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen westlicher und östlicher Kultur, über den unterschiedlichen und doch in mancher Hinsicht ähnlichen Umgang mit dem Tod und dem möglichen Leben danach. WU SHENG FENG LING ist teilweise autobiografisch, es ist ein sehr persönlicher Film, der die Grenzen zwischen Ethik, Rasse und Sexualität verwischt.
Schweiz versus China
Körpersprache und Gefühle spielen eine wichtige Rolle in WU SHENG FENG LING. Da es um kulturelle Verschiedenheiten und Missverständnisse geht, sind die Dialoge immer mit Subtext aufgeladen. In erster Linie aber will der Film die Geschichte durch subtile Gesten und Gesichtsausdrücke erzählen. Die sehr unterschiedlichen Orte in der Schweiz, in Hong Kong und in Beijing, an denen der Film spielt, sorgen für starke visuelle Kontraste. Die Schweizer Szenen wurden statischer inszeniert als die Szenen in Hong Kong, und für Beijing wurde ein eher dokumentarischer Stil gewählt.
Die Aufnahmen von der winterlichen Schweiz sollten die Leere der stillen Landschaft einfangen. Die Dreharbeiten in Hong Kong fanden dagegen im Sommer statt, so dass diese Bilder die fiebrige, rastlose Atmosphäre der Großstadt vermitteln. Diese Unterschiede spiegeln sich auch in den Gefühlen der Protagonisten.
Der Film handelt von Erinnerungen und von der Gegenwart; er vermischt diese beiden Ebenen miteinander und ist daher nicht chronologisch aufgebaut. Fragmente aus Hong Kong (Erinnerungen) werden zwischen Szenen aus der Schweiz und aus Beijing (Gegenwart) geschnitten. Die Verbindung
zwischen Zeit und Raum wird durch die Ähnlichkeit der Gefühle, die die Figuren erleben, durch die Atmosphäre von Geschehnissen und durch Musik hergestellt.
Kit Hung

Details

  • Länge

    110 min
  • Land

    Schweiz, Hongkong, China
  • Vorführungsjahr

    2009
  • Herstellungsjahr

    2009
  • Regie

    Kit Hung
  • Mitwirkende

    Lu Yulai, Bernhard Bulling, Gilles Tschudi, Ruth Schwegler, Wong Siu Ying, Li Fong, Wella Zhang, Hannes Lindenblatt
  • Produktionsfirma

    Keep In Touch Company
  • Berlinale Sektion

    Forum
  • Berlinale Kategorie

    Spielfilm

Biografie Kit Hung

Kit Hung wurde 1977 in Hong Kong geboren und studierte Film am School of the Arts Institute in Chicago. Soundless Wind Chime wurde dort während seines Studiums entwickelt. Er arbeitete fast fünf Jahre lang an diesem Film. Heute lebt er in Hong Kong und der Schweiz.

Filmografie Kit Hung

2001 I Am Not What You Want